Pelletwerk in Straubing-Sand
18.01.2005
Weichen für eine Ansiedlung der Schmidmeier-Gruppe sind gestellt
Pressegespräch im Innovations- und Gründerzentrum

sitzend von links: Bürgermeister Manfred Krä, Oberbürgermeister Reinhold Perlak, Landrat Alfred Reisinger, Vorstand Thomas Schmidmeier
stehend von links: ZVI-Geschäftsleiter Josef Keller, C.A.R.M.E.N.-Abteilungsleiter Christian Leuchtweis
Die Weichen für eine Ansiedlung der Schmidmeier-Gruppe aus Wenzenbach in Straubing-Sand sind gestellt. Dem Umwelttechnologie-Unternehmen liegt ein notarielles Grundstücksüberlassungsangebot des ZVI über eine Fläche von ca. 18.300 m² im sog. Hafenrandgebiet für die Herstellung und den Vertrieb von Pellets aus nachwachsenden Rohstoffen vor.
Außerdem wurde ein vertragliches Ankaufsangebot für ein weiteres Grundstück im Ausmaß von max. 23.200 m² für die Errichtung und den Betrieb eines Biomasseheizkraftwerks mit einer Feuerungswärmeleistung kleiner 100 MW unterbreitet.
Der Brennstoffeinsatz für das Kraftwerk ist über eine Grunddienstbarkeit an erster Rangstelle im Grundbuch abgesichert.
Auszug aus dem Vertrag:
Als Brennstoff im Biomasseheizkraftwerk und/oder weiterer Anlagen auf der Fläche, die Biomasse zur Wärme- und/oder Strombereitstellung nutzen, dürfen ausschließlich die im Folgenden genannten Biomassen eingesetzt werden:
a) Biomassen, die aus Pflanzen oder Pflanzenbestandteilen bestehen, die in landwirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen oder gartenbaulichen Betrieben oder im Rahmen der Landschaftspflege anfallen und die keiner weiteren als der zur Ernte, Konservierung oder Nutzung in der Biomasseanlage erfolgten Aufbereitung oder Veränderung unterzogen wurden.
Insbesondere sind hierunter zu verstehen:
· Waldholz, Waldrestholz, Durchforstungsholz, Wurzelstöcke
· Landschaftspflegeholz, Grünschnitt
· speziell angebaute Energiepflanzen und
· Stroh.
b) Zudem sind folgende Biomassen als Brennstoffe zugelassen, wenn diese naturbelassen sind und nachweislich aus holzbe- und -verarbeitenden Betrieben stammen, die ausschließlich naturbelassenes Holz verarbeiten:
· Reduzierspäne, Hackschnitzel, Schwartenbretter, Kappholz
· Säge- und Hobelspäne sowie
· Rinde.
c) Als weiterer Brennstoff können Biomassen im Sinne der Biomassenverordnung eingesetzt werden, wenn es sich dabei um Nebenprodukte der Erstverarbeitung von Getreide und anderen Agrarprodukten handelt.
d) Nicht zugelassen sind die Gebrauchtholzklassen A 1 bis A 4 mit der Ausnahme der in b) bezeichneten Stoffe.
e) Des weiteren nicht zugelassen sind sämtliche Arten von Hausmüll, Klärschlamm und andere Abfälle mit Ausnahme der in a) bis c) bezeichneten Stoffe.
Von Seiten der Hafen Straubing-Sand GmbH werden im Zuge der Realisierung der obigen Projekte weitere positive Impulse für die schon in der Vergangenheit stetig wachsende Bahn- und Schiffsgüterverkehre in Straubing-Sand erwartet.
Am trimodalen Standort Straubing-Sand stehen der Schmidmeier-Gruppe mit einer Anbindung mit Straße, Schiene und Hafen alle Landverkehrsträger für die Bewältigung dieser Verkehre zur Verfügung. Die Angebotsgrundstücke verfügen zudem über eine eigene Gleisanbindung.
Die Planungen der Schmidmeier-Gruppe passen ideal zur Region Straubing, die sich ja voll und ganz den Nachwachsenden Rohstoffen verschrieben hat. Auch für die BioCampus Straubing GmbH, einem Tochterunternehmen des Zweckverbands, das für die Ansiedlung von entsprechenden Unternehmen zuständig ist, ist ein Realisierung der beschriebenen Projekte ein willkommener Meilenstein.
Das Pelletwerk und das Biomasseheizkraftwerk sind ideale erste Bausteine für die Etablierung eines BioEnergieParks in Straubing-Sand. Weitere mögliche Elemente und Wunschkandidaten für Ansiedlungen sind Unternehmen, die sich mit der Erzeugung von Biodiesel oder Bioethanol befassen.
In Straubing-Sand sind ohne die in Aussicht stehende Ansiedlung der Schmidmeier-Gruppe mittlerweile 22 Unternehmen mit über 2000 Beschäftigten auf einer Fläche von rund 565.000 m² angesiedelt.
Die Weichen für die Errichtung und den Betrieb eines Pelletwerks der Schmidmeier UmweltTechnologie AG am Straubinger Hafen sind gestellt. „Wir sind an einer Ansiedlung sehr interessiert, die Entscheidung ist allerdings noch nicht endgültig gefallen“, so Unternehmer Thomas Schmidmeier. „Wir möchten den Bürgern der Region Straubing trotzdem jetzt schon unsere Pläne vorstellen.“ Die Schmidmeier UmweltTechnologie AG mit Sitz in Zeitlarn bei Regensburg beschäftigt sich seit vielen Jahren mit ökologischen Spezialbegrünungen und Rekultivierungen sowie Erneuerbaren Energien auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Unternehmensgründer Thomas Schmidmeier, 36, der seine Firma aus der elterlichen Landwirtschaft entwickelt hat, ist aufgrund seiner Aktivitäten beim Kompetenzzentrum für nachwachsende Rohstoffe in Straubing gut bekannt. „Auf diesem Weg entstand auch der erste Kontakt bezüglich unserer Pläne im Hafen“, so Schmidmeier.
Der Zweckverband Industriegebiet Donauhafen Straubing-Sand (ZVI) hat mittlerweile alle Voraussetzungen für die Realisierung eines Pelletwerks geschaffen. Seit vergangener Woche liegt Schmidmeier ein notariell beurkundetes Angebot für den Erwerb des benötigten Grundstücks mit einer Fläche von rund 18.500 Quadratmetern vor, das er nur noch annehmen muss. Schmidmeier selber hat bereits Mitte Dezember bei der Stadt Straubing den Bauantrag für ein Pelletwerk eingereicht. „Damit sind alle Vorbereitungen getroffen, mit dem Bau zügig zu beginnen, sobald unsere Entscheidung für Straubing fällt“, erklärt der Unternehmer und lobt ausdrücklich die unbürokratische und konstruktive Zusammenarbeit mit dem Zweckverband und den Behörden in Straubing.
Die Investitionssumme für ein solches Pelletwerk inklusive Logistik beläuft sich auf rund 9 Millionen Euro, in der Anlage entstehen bis zu 20 neue Arbeitsplätze.
Wenn das Werk in Straubing kommt, will Schmidmeier aus reinem Waldholz Presslinge - Pellets - herstellen, die in kleinen und mittleren Heizanlagen als Ersatz für Öl oder Gas eingesetzt werden. Das Unternehmen versorgt derzeit über 5.000 Kunden in Deutschland und ist damit Marktführer, bislang allerdings ohne selber Pellets herzustellen. Ausgangsprodukt für die Pellets sind Hobel- oder Sägespäne, wie sie als Nebenprodukt bei der Holzbearbeitung anfallen. „Wir verarbeiten ausschließlich frische, unbehandelte Späne ohne Rindenanteil“, so Schmidmeier. Den Rohstoff gibt es in Ostbayern in großen Mengen. Derzeit fahren jährlich zehntausende Lastwagen von süddeutschen Säge- und Hobelwerken nach Österreich, wo die Späne unter anderem zu Pellets verarbeitet und dann wieder nach Deutschland importiert werden, weil es in Bayern noch kaum Produktionsstätten gibt. „Diesen unnötigen Transporten wollen wir ein Ende bereiten und den Rohstoff da verarbeiten, wo er anfällt, zum Beispiel in Straubing, unterhalb des Bayerischen Walds", so Schmidmeier. Das Werk hat zunächst eine Kapazität von rund 35.000 bis 40.000 Tonnen Holzpellets pro Jahr.
Mittelfristige Option: Biomasseheizkraftwerk
Wichtiger technischer Bestandteil ist ein Trockner, der dem Ausgangsprodukt Sägespäne soviel Wasser entzieht, dass sie sich pelletieren lassen. Als Heizung hierfür ist in der ersten Ausbaustufe ein Pflanzenölbrenner vorgesehen. Zur Auswahl steht auch die Möglichkeit, die benötigte Energie mittels eines Biomasseofens zu erzeugen, der dann mit unbelasteten Waldhölzern oder auch mit Holzpellets betrieben würde.
„Wenn das Pelletwerk in einigen Jahren seine Endkapazität von rund 120.000 Tonnen Holzpellets erreicht, führt an einer Energiebereitstellung im Sinne der Kraft-Wärme-Koppelung allerdings kein Weg vorbei, „jedenfalls dann, wenn man es ernst meint mit der Ökologie und Nachhaltigkeit.“ - so der Unternehmer. Dann soll der Rapsöl- oder Biomassekessel zur Bereitstellung größerer Wärmemengen durch ein Biomasseheizkraftwerk ersetzt werden. Die entsprechende Grundstücksoption über ca. 23.000 m2 zur mittelfristigen Umsetzung dieser Pläne hat der ZVI Schmidmeier bereits eingeräumt. „Sollte dieses Biomassekraftwerk kommen, wird es sich dabei keinesfalls um das größte Europas handeln“, weist Schmidmeier in Niederbayern erschienene Pressetexte zurück. Vielmehr geht es um eine kleinere Anlage eines Typs, der durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) seit August 2004 besonders gefördert wird.
Nachwachsender Rohstoff: Ausschließlich frisches Holz
Voraussetzung für diese besondere Förderung ist, dass die Anlage ausschließlich mit frischem Holz und mit Energiepflanzen befeuert wird. Gebrauchthölzer jeder Art dürfen ausdrücklich nicht verwendet werden. So sieht es die im August 2004 in Kraft getretene Novelle des EEG vor - ein Segen für die Kraftwerksbetreiber, die bis dahin nach dem EEG alt gezwungen waren, aus wirtschaftlichen Gründen auch belastete Gebrauchthölzer einzusetzen.
„Zum Brennstoffmix gehören Wipfel und Äste, die beim Holzeinschlag derzeit im Wald liegen bleiben, Durchforstungsholz, Sägeresthölzer und Rinden aus Sägewerken, Landschaftspflegeholz von Straßenrändern oder speziell gezüchtete Energiepflanzen wie Elefantengras“, führt Schmidmeier aus und bietet dem ZVI auch eine entsprechende Absicherung der Beschränkung auf diese Einsatzstoffe per unbefristeter Grunddienstbarkeit an.
Ein weiterer Grund für die besondere Förderung liegt darin, dass ein solches Kraftwerk in einem Kraft-Wärme-Kopplungsprozess neben dem Ökostrom eben auch die gesamte benötigte Wärme für das Pelletwerk erzeugt. Es erreicht damit einen Gesamtwirkunsgrad von über 90 Prozent - ein Wert, von dem Betreiber herkömmlicher Kohle-, Gas oder auch Atomkraftwerke nur träumen können. Der Gesetzgeber belohnt solch sinnvolle Ökoenergieanlagen mit einem zusätzlichen Bonus bei der Stromvergütung.
„Trotzdem liegen wir mit knapp 15 Ct. je Kilowattstunde weit unter den Vergütungssätzen z.B. für Solarstrom, obwohl gerade Biomassekraftwerke die dringend benötigten Grundlasten kontinuierlich und planbar für die Energieversorger an über 8.000 Stunden im Jahr einspeisen. Und gerade das macht den Strom aus Biomasse so wertvoll.“, erklärt Schmidmeier.
Die Verwendung des einheimischen nachwachsenden Energieträgers Holz - sowohl in Form von Holzpellets wie in einem Biomasseheizkraftwerk - bringt der Umwelt viele Vorteile. Im Gegensatz zu Öl und Gas muss er nicht über große Entfernungen heran transportiert werden. Bei der Verbrennung entsteht kein zusätzliches Treibhausgas Kohlendioxid, da das Holz beim Wachsen der Atmosphäre genau die Menge Treibhausgase entnommen hat, die es bei der Verbrennung wieder abgibt.
Und nicht zuletzt verbleibt die Wertschöpfung aus der Energieproduktion in der Region - und im Mittelstand. „Und das“ - so der Unternehmer - „kann in Zeiten der Industrieflucht aus Deutschland und angesichts der Milliardenbeträge, die jährlich für fossile Energieträger ins Ausland abfließen, gar nicht hoch genug gewichtet werden!“